Chinesisch-italienische Freundschaft Kulturzentrum in Chengdu von AOE

Im 13. Jahrhundert begründete die Venezianische Kaufmannsfamilie Polo durch ihre Reisen entlang der Seidenstraße bis ins Mongolische Reich einen frühen Kulturtransfer zwischen Italien und China. Auf dieser Geschichte basiert das Zentrum für chinesisch-italienischen Kulturaustausch am Rand der Wirtschaftsmetropole Chengdu in der Provinz Sichuan. Es entstand 2021 im Auftrag der Tianfu Investment Group nach Plänen von AOE Architects (Peking).

In einem Bambuswald planten sie einen mit Teichen durchsetzten Landschaftspark und zwei Gebäude, die beide Länder durch architektonische Mittel als unterschiedliche Pole stereotypisch darstellen. Der im Westen gelegene Empfangspavillon ist aus Bauformen der römischen Antike zusammengesetzt. Mit seinen in Weiß gehaltenen Säulen, Bögen, Arena- und Rundtempelelementen mutet er postmodern an. Östlich davon und jenseits eines künstlichen Sees liegt die Kulturhalle mit Tagungsräumen, Restaurant, Teepavillon und Klaviersaal. Sie orientiert sich stilistisch an der Tradition chinesischer Hofhäuser. Zwei Wege, einer über Land und einer übers Wasser verbinden beide Bauten. Sie sollen die Seidenstraße und den Seeweg zwischen beiden Ländern symbolisieren. Symbolisch ist auch die Wegführung im Park. Sie zeichnet ein S-förmiges, Glück verheißendes Ruyi-Zepter nach, das im alten China als Geschenk für ausländische Gesandte und als Zeichen freundschaftlicher Beziehungen diente.

Die Kulturhalle besteht aus mehreren, um Höfe gruppierten Baukörpern. Eine Mauer mit eingeschnittenem Fenster in Form eines Wassertropfens trennt den begrünten Haupthof vom Außenraum. Die Hofräume durchsetzen den Bau und sind so angeordnet, dass sie den Blick durch die verglasten Innenräume und auf die umgebende Natur ermöglichen. Der Teepavillon steht als kleiner Solitär mit Blick nach Westen über dem Wasser und spiegelt sich im Seerosenteich.

Hölzerne kreuzförmige Bogenstützen, kreisförmige Deckenelemente, traditionelle Holzrahmen prägen die Gestalt der Kulturhalle. Glasfassaden versuchen, die Grenze zwischen Innen- und Naturraum aufzuheben. Die Architekt*innen sehen darin die Einstellung verkörpert, die Landschaft als Bestandteil der Architektur zu begreifen und Elemente wie Licht und Schatten, Wind, Klang und Geruch zu integrieren, um „emotionale Erinnerungen“ zu schaffen.