Buchtipp: Karl Ganser Integratives Planen und Handeln

Karl Ganser. Integratives Planen und Handeln
Anna Kloke, Heiner Monheim, Uli Paetzel (Hg.)
Gestaltung: Judith Anna Rüther
336 Seiten
Kettler Verlag, Dortmund 2023
ISBN 978-3987410512 [Titel anhand dieser ISBN in Citavi-Projekt übernehmen]
48 Euro

Bei einem großen Teil aller Veröffentlichungen zu Architektur und Planung handelt es sich um Monografien. Dabei ist die überwiegende Mehrheit dieser Publikationen allein Architekt*innen gewidmet. Deutlich weniger Aufmerksamkeit wird Fachplaner*innen oder Handwerker*innen zuteil. Bestenfalls als Störfaktoren finden Immobilienwirtschaft und Behörden Erwähnung.

Umso erstaunlicher ist das Erscheinen einer Monografie über Karl Ganser (1937­–2022). Als Abteilungsleiter im Düsseldorfer Ministerium für Stadtentwicklung und vor allem als Geschäftsführer der IBA Emscher Park operierte der Geograf im Grenzbereich zwischen Politik und Verwaltung. Der anlässlich von Gansers erstem Todestag von Anna Kloke, Heiner Monheim und Uli Paetzel herausgegebene Sammelband soll eine „bilanzierende Darstellung“ seines Wirkens bieten.

Im Mittelpunkt steht dabei die Internationale Bauausstellung im Ruhrgebiet. Das Sonderformat, so hatte Ganser in einem gemeinsam mit Thomas Sieverts verfassten Text erklärt, könne die individuellen Akteur*innen gegenüber den Strukturen stärken. Umso vielversprechender erscheint eine Auseinandersetzung mit Gansers Arbeit. Im besten Fall würde die kritische Beschäftigung mit seinem Schaffen Alternativen zu einer oft bemängelten Planungsbürokratie aufzeigen.

So beschreibt etwa Wolfgang Roters den „gänzlich unstreitigen Erfolg der IBA“, ohne den unglücklichen Abschluss der Ausstellung zu unterschlagen. Ganser führt er als Kopf des Programms ein und merkt zugleich an, dass dessen Gelingen auf „1000 Schultern“ ruhe. Andere Beiträge muten allerdings weniger differenziert an.

Dass Ganser „durch sein herausragendes persönliches Engagement zum ‚Mr. Ruhrgebiet‘, zum ‚Marathonmann‘ wurde, der sich durch Nichts und Niemanden entmutigen ließ“, liest sich zunächst wie charmante Ironie. Wenn zudem aber das fantastische Aussehen und das einzigartige Charisma des Geschäftsführers gelobt werden, scheint der Personenkult nicht weit. Diese Lobpreisung gerät ebenso ermüdend wie das wiederholte institutionelle Schulterklopfen.

Der Blick ins Buch lohnt sich trotzdem. Anders als die Schöpfungen, die in üblichen Architekturmonografien zu finden sind, bleibt gerade die Bauausstellung im Ruhrgebiet schwer zu fassen. Einer der Gründe liegt schon im schieren Umfang des zehnjährigen Programms. Die Publikation trägt dazu bei, ein Bewusstsein für Gansers opus magnum zu schaffen. Eine kritische Auseinandersetzung, die Ganser allein dafür zustehen würde, bleibt gleichwohl noch zu leisten.

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